Herr Wolf, gibt es eine Art oberstes Gebot beim Anschreiben?
Ja, Du sollst nicht langweilen - und das schon gar nicht auf mehr als auf einer Seite. Ich sehe in meiner täglichen Hilfe für « Anschreiben-geplagte» Menschen, dass sie nicht zum Punkt kommen und manchmal zwei volle Seiten schreiben. Das geht nicht!
Was meinen Sie mit «zum Punkt kommen»?
Der Leser, also meist der Personalchef, muss einen ersten positiven Eindruck vom Bewerber bekommen. Das Bewerbungsschreiben muss deutlich machen, was der Bewerber kann und besonders, was er der Firma bringt.
Sie sagen auch, es solle nicht langweilen. Wie vermeide ich das?
Das ist tatsächlich nicht ganz einfach. Aber der Bewerber sollte sich im Klaren darüber sein, was er kann und seine Persönlichkeit zum Ausdruck bringen. Er muss Interesse wecken.
Wie gelingt das konkret?
Stellen wir uns einen Berufseinsteiger vor, der eine Lehre machen möchte. Dann könnte er so formulieren: «Im Juni nächsten Jahres werde ich mein Abitur absolvieren. Meine Hauptfächer sind... Gerne würde ich meine erworbenen Kenntnisse durch eine Ausbildung zum... erweitern.» Er hebt anhand seiner zentralen Fächer, erworbene Kompetenzen hervor und verweist auf einen passenden Ausbildungsberuf. Das ergibt für den Personalchef eine logische Linie und weckt Interesse.
Der Bewerber sollte also immer auf Fähigkeiten, Beispiele hinweisen?
Ja, das ist wichtig. Denn wenn die Sätze zu abstrakt bleiben, ohne verständliche Bezüge, dann bleibt das Anschreiben blass und ohne überzeugende Aussagekraft. Eine Beschreibung könnte so aussehen: «In den letzten Jahren habe ich besonders meine Fähigkeiten als... in den Bereichen der... unter Beweis stellen können.»
Wieso sollte das Anschreiben bei einer Seite bleiben?
Zeit ist Geld - das gilt auch für Personalentscheidungen. Wer nicht kurz und prägnant seine Stärken darstellen kann, sondern zwei Seiten braucht und dann vielleicht immer noch nicht klar ist, was derjenige kann, der hat schlechte Karten. Er könnte schon als ausufernd, unstrukturiert oder geschwätzig erscheinen.
Der Einstieg fällt vielen häufig schwer - gibt es ein Patentrezept?
Nein, das nun nicht, aber der berühmte erste Satz zeigt Wirkung, wenn Sie direkt den Bezug zwischen Ihrer Qualifikation und dem Unternehmen herstellen. Außerdem stellen Sie damit Ihr Engagement bei Ihrer Jobsuche unter Beweis. Wichtig: In der Kürze liegt die Würze. Kurze erste Sätze wirken fast immer besser als komplizierte Bandwurm-Konstruktionen.
Können Sie uns bitte noch ein Beispiel geben?
Gern, wie wäre es denn mit: «Ihr Stellenprofil, das Sie in Ihrer Anzeige vom... beschreiben, hat meine Aufmerksamkeit erregt, weil es meinen beruflichen Interessen sehr entgegenkommt.» Oder auch: «Sie brauchen einen qualifizierten Mitarbeiter mit Kenntnissen in XY. Gerne möchte ich mich Ihnen als Bewerber vorstellen.»
Herr Wolf, was möchten Sie in Anschreiben nie wieder lesen?
Also, bitte nie wieder: « Hiermit bewerbe ich mich...» – denn dann landet sicherlich fast jedes Anschreiben im Papierkorb der Personalabteilung.
Herr Wolf, herzlichen Dank für das Gespräch.
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