Ihr so genannter Lebenslauf ist mit Sicherheit der wichtigste Weichensteller in Ihrem Bewerbungsprozess, um eine Einladung zum Vorstellungsgespräch zu bewirken. Hier steht das, was den Personaler wirklich interessiert: wer Sie sind und was Sie (beruflich) schon alles gemacht haben, insbesondere aber aus welcher Position heraus Sie sich bewerben. Den perfekten Lebenslauf gibt es jedoch nur selten. Hier und da tun sich mehr oder weniger kleine oder sogar größere Lücken auf, vielleicht auch eine schlechte Abschlussnote oder ein nachteiliges Arbeitszeugnis. Job-Hopping, Erziehungsurlaub und vorübergehende Arbeitslosigkeit hinterlassen ebenfalls Leerstellen oder ein ungutes Gefühl beim Studieren Ihrer Lebenslaufchronik. Es gibt einiges, was in Personalbüros nicht gerne gesehen wird. Manches davon lässt sich schnell kaschieren. So kann man einen mehrmonatiger Auslandsaufenthalt als Sprachreise deklarieren und unliebsame Noten und Arbeitszeugnisse eventuell weggelassen. Doch wie weit darf man bei der Beschönigung gehen? Und ab wann wird es echt problematisch oder sogar kriminell? Prüfer und Skeptiker sind nach dem "Guttenberg-Vorfall" speziell sensibilisiert. Euphemismus und Verharmlosung werden gerade wieder besonders kritisch begutachtet.
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Viele Bewerber greifen dann zur (Not-)Lüge, wenn sie glauben, etwas verbergen zu müssen oder über nicht ausreichend Qualifikationen zu verfügen. Sie haben Angst durch den einen oder anderen selbsteingeschätzten "Makel", den Ansprüchen am Arbeitsmarkt und der Unternehmen nicht gewachsen zu sein oder im Vergleich zur Konkurrenz schlechter abzuschneiden. Zu recht? "In vielen Personalabteilungen herrscht nach wie vor das Vorurteil, dass sich hinter Lücken im Lebenslauf nichts anderes als selbstverschuldete Arbeitslosigkeit verbirgt", weiß Jürgen Hesse, Gründer des Büros für Berufsstrategie zu berichten. "Bei Müttern und Vätern wird nach ihrem Erziehungsurlaub beispielsweise häufig angenommen, sie hätten den Anschluss ans Berufsleben verpasst und würden nicht mehr über die nötige fachliche Qualifikation verfügen. " Angesichts dieser Intoleranz bleibt einem doch gar nichts anderes übrig, als zu einer kleinen Korrekturlüge zu greifen, oder?
Laut einer CareerBuilder-Umfrage Umfrage haben 17 Prozent der Personaler schon einmal eine auffällige Unregelmäßigkeit im Lebenslauf eines Bewerbers entdeckt – und das allein in 2010. Ist das Fälschen des Lebenslaufs inzwischen zum Normalfall geworden? Nun, das ganz große Fälschen sicher nicht, die Beschönigung aber schon!
"Generell ist es besser bei der Wahrheit zu bleiben", rät Jürgen Hesse. "Selbst wer sich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erschummeln konnte, fliegt dort unter Umständen auf, was für meist das vorzeitige Aus bedeutet. " Das kann mitunter auch eine recht peinliche Angelegenheit werden. Mit den auf der nie stattgefundenen Chinareise erworbenen Sprachkenntnissen, fällt man im Jobinterview mit der fließend Chinesisch sprechenden Abteilungsleiterin wirklich sehr schnell und besonders unangenehm auf die Nase. Und spätestens in der Probezeit lassen sich handfeste Defizite bei der Qualifikation nur schlecht überspielen. Dann ist nicht nur der Job schnell wieder verloren, sondern die kurze Verweildauer muss auch dem nächsten Arbeitgeber erklärt werden. Selbst wenn Gerichtsverfahren aufgrund der Fälschung des Lebenslaufs immer noch absolut die Ausnahme sind, ein Restrisiko bleibt doch bestehen. Denn mit der Unterschrift unter dem Lebenslauf verpflichtet man sich formal zur Wahrheit über die gemachten Aussagen. Falsche Angaben gelten daher als Täuschungsversuch.
Mit einem erfundenen Lebenslauf kommen Sie also nicht wirklich weiter. Eine gute Selbstdarstellung hingegen ist Trumpf. Überlegen Sie einmal genau: Was haben Sie getan, als Sie nicht berufstätig waren? Haben Sie sich ehrenamtlich engagiert? Einen EDV-Kurs besucht? Oder eine Fremdsprache gelernt? All diese Tätigkeiten liefern Ihnen wichtige Argumente, die für Ihre Persönlichkeit und Kompetenzentwicklung sprechen. Aber auch Ihr Einsatz für die Familie hat Ihre Fähig- und Fertigkeiten bereichert. Wer die Tagespläne zweier Kinder koordiniert, nebenher einkaufen geht und den Haushalt in Schuss hält, übt sich in der hohen Kunst der Organisation und Motivation. Und selbstverständlich hat Sie Ihr reges soziales Familienleben geprägt. Fremdsprachen- und Computerkenntnisse, Organisationstalent und soziale Kompetenzen – all das sind Fähigkeiten, die in Unternehmen gefragt sind. Es kommt nur auf die richtige Darstellung und Argumentation an. Versuchen Sie dabei Ihren Lebenslauf immer speziell auf den angestrebten Arbeitsplatz zuzuschreiben. Stellen Sie z.B. Ihre Begeisterung für Zahlen und Ihre Tätigkeit als Schatzmeisterin im Sportverein in den Vordergrund, wenn Sie sich auf einen Job als Buchhalterin bewerben.
Natürlich lassen sich nicht alle weißen Stellen eines Lebenslaufes positiv vermarkten. Sie haben einfach mal eine Auszeit gebraucht? Waren längere Zeit krank oder konnten Ihre alte Tätigkeit einfach nicht mehr ertragen, sind in sich gegangen und haben sich beruflich neu aufgestellt? Am liebsten möchten Sie einfach nicht danach gefragt werden? Wenn Sie Ihren Lebenslauf anstatt chronologisch, thematisch aufbauen, lassen sich "Lücken" gut überdecken. Nebenbei liefern Sie mit Ihrer Überschrift "Weiterbildung", "Sprachreisen", "Engagement", "Interessen" etc. bereits die richtige Interpretation Ihres beruflichen Werdeganges oder Profils, denn um den wirklichen Verlauf Ihres Lebens geht es ja an dieser Stelle überhaupt nicht. Und außerdem gibt es im Leben gar keine wirklichen "Lücken" (abgesehen von der erhofften Parklücke), aber Erklärungsbedarf kann schon entstehen. Gut zu wissen: Alles braucht einem Arbeitgeber nun wirklich nicht offenbart zu werden und manches darf er im Vorstellungsgespräch sogar nicht einmal erfragen.
Sie benötigen Unterstützung bei der Erstellung Ihrer Bewerbungsunterlagen oder einfach nur einen Profi, der Ihren Lebenslauf Unterlagen kritisch unter die Lupe nimmt? Die Beraterinnen und Berater des Büros für Berufsstrategie helfen Ihnen gerne weiter. Mehr Informationen zu unserem Beratungsangebot finden Sie hier. Oder Sie besuchen unser Seminar Bewerbung für nicht perfekte Lebensläufe in Berlin, Köln oder Frankfurt. Darin machen wir Sie fit für den gesamten Bewerbungsprozess und zeigen Ihnen, wie Sie sich neu motivieren und Ihr Selbstbewusstsein stärken können.
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