Wer kennt es nicht: Das wohlige Gefühl, wenn uns jemand lobt! Auch im Beruf ist es nicht anders: Wenn Vorgesetzte Lob und Wertschätzung zeigen, motiviert uns das zu weiteren guten Leistungen. Doch den Arbeitsalltag dominieren allzu oft nicht positive Gefühle, sondern Frust, Ärger und Mangel an Anerkennung.
Das zeigen immer wieder verschiedene Studien, so auch eine aktuelle Untersuchung der Ruhr-Universität Bochum. Danach ist der Chef für Arbeitnehmer der häufigste Kündigungsgrund ... so die ersten Ergebnisse der groß angelegten Online-Umfrage. Demnach sind nur 20 Prozent der Befragten mit ihrem Vorgesetzten zufrieden. Dagegen gaben 23 Prozent ihrem Chef sogar die schlechteste mögliche Bewertung! 56 Prozent der bisherigen Teilnehmer benoteten ihren Chef im unteren Drittel einer Skala von 0 bis 9.
Unter der Leitfrage "Wie führt Ihr Chef? " können sich Beschäftigte in der Umfrage auch im Detail zu ihrem Chef äußern. Neben Fragen zu persönlichen Sichtweisen steht auch die Beschreibung der Vorgesetzten unter Aspekten wie "Vertrauen", "Akzeptanz", "Fairness" oder "Aufgabenmanagement" im Mittelpunkt. Dabei stellte sich bisher heraus: Ob ein Mitarbeiter mit seiner Führungskraft zufrieden ist, hängt zu einem großen Teil vom gegenseitigen Vertrauen, dem Gespür der Führungskraft für die Stimmung, aber auch dem fairen Verhalten der Führungskraft gegenüber ihren Mitarbeitern ab.
Vertrauen, Akzeptanz und Wertschätzung spielen also in der Bewertung von Vorgesetzten eine wesentliche Rolle. Doch wie kommt das? "Die Liebe ist die reinste Form der Wertschätzung", berichtet Jürgen Hesse, geschäftsführender Diplom-Psychologe im Büro für Berufsstrategie Hesse/Schrader. "Und diese Liebe erfahren zuerst Babys bei ihren leiblichen Eltern oder Ersatzeltern. In dieser Beziehung erleben sie Zuneigung und Wärme, hier bekommen sie Nahrung. " Auch die erste Wertschätzung der eigenen Leistung erleben Menschen in der Familie: "Gerade die ersten Schritte der Kleinkinder werden von Mama und Papa positiv verstärkt, indem sie jeden Fortschritt mit "prima" und "toll" kommentieren. "
Diese positive Verstärkung motiviert Kinder viel mehr als negative Verstärkung. Und das sei später nicht anders, betont Hesse. Denn auch im Erwachsenenalter hängen Lob und Motivation eng zusammen. So positiv Menschen Liebe und Wertschätzung erleben, so negativ empfinden sie aber auch, wenn sie ausbleibt: Wem schon die Mutter die Liebe versagt hat, der wird das auch noch im späteren Leben spüren. "Wir Psychologen sagen: Die Kindheit dauert hundert Jahre", erklärt Hesse. Von daher erkläre sich auch, warum die Wertschätzung eines Chefs so wichtig ist ... denn in gewisser Weise ist er ebenfalls eine Elternfigur.
"Wer selbst wenig Anerkennung und Wertschätzung erfahren hat, wird es auch später schwerer haben, Anderen Wertschätzung zu geben", erklärt Hesse. Dass sei wie mit einem Guthaben auf dem Konto: Für jemanden, der ein gut verdienender Akademiker ist, sind tausend Euro wesentlich weniger Geld als für einen Hartz IV-Empfänger. So ist es auch mit Lob und Anerkennung: Wer selbst wenig Wertschätzung erfahren hat und dessen "Anerkennungskonto" deswegen knapp ausgestattet ist, dem fällt es schwer, anderen Menschen Zuneigung und Anerkennung entgegenzubringen. Auch als Chef oder Mitarbeiter wird er deshalb Andere selten loben. Umgekehrt wird derjenige, der viel Lob bekommen hat, auch eher seine Mitarbeiter oder Kollegen ermutigen.
"Es ist deshalb wichtig herauszufinden, was für eine Prägung ich in meinem Leben bekommen habe", betont Hesse. Welche Rolle haben Lob und Anerkennung bisher bei mir gespielt? Wie sieht mein Kontostand in Sachen Wertschätzung aus? Ist das Konto im Minus oder prall gefüllt? Wer sich durch solche Fragen auf die Schliche gekommen ist, wird vielleicht erkennen, dass seine Suche nach Anerkennung mit seinen Kindheitserlebnissen zu tun hat. "Hat er das herausgefunden, kann er sich selbst der Gefahr bewusst werden, Anderen die Wertschätzung zu verweigern und an sich arbeiten. "
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