Leiter der Forschungsabteilung. Von einer solchen Position hatte der Physiker Thilo Göbel (Namen geändert) schon während des Studiums geträumt. Doch für den 36-jährigen Akademiker folgte ein böses Erwachen. Bereits nach drei Monaten musste er seinen Posten wieder räumen. Der Grund: "Ich war nicht im Mindesten auf die Chefrolle vorbereitet."
Dass der Traumjob "Vorgesetzter" sich zum Albtraum entwickelt, ist kein Einzelfall. Vielen gut ausgebildeten Fachkräften ist nicht bewusst, dass in einer Führungsposition völlig neue Aufgaben auf sie zukommen. "Junge Führungskräfte springen buchstäblich ins kalte Wasser", berichtet die Psychologin Christine Marfels. Auch Thilo Göbel trat seine erste Leitungsfunktion ohne spezielle Vorbereitung an. Stattdessen vertraute er allein auf seine fachliche Kompetenz. Schließlich hatte er in seiner ersten Anstellung bei einer Chemiefirma nur Lorbeeren geerntet. "Dass mir mein damaliger Chef tatkräftig den Rücken frei gehalten hat, ist mir erst heute bewusst", berichtet der Fachmann für Kunststoffe. Die Leistung ihres Vorgesetzten wird von den meisten Mitarbeitern kaum wahrgenommen. Erst wenn sie selbst in die Chefrolle wechseln, erkennen sie, auf wie vielen "fachfremden" Gebieten sie jetzt gefordert sind. Thilo Göbel stolperte im ersten Leitungsjob über seinen eigenen Arbeitseifer. "Ich habe gedacht, ich könnte bei allen Projekten in unserer Abteilung federführend mitarbeiten." Die Konsequenz: Unmut der Mitarbeiter, die sich entmündigt fühlten, schleppende Ergebnisse und ein überlasteter Chef. Der Entwicklungshilfeexpertin Liliane Mansur (Namen geändert) wurde das gegenteilige Verhalten zum Verhängnis. "Ich habe mich auf Arbeitsergebnisse verlassen, die dann nicht geliefert wurden." Man habe sie in ihrer Chefrolle nicht ernst genommen, berichtet die zierliche 32-Jährige.
"Zum erfolgreichen Leiten gehören geeignete Führungsstrategien sowie gut entwickelte kommunikative und soziale Kompetenzen", erklärt Marfels. Die Berliner Management-Trainerin stellt immer wieder fest, dass junge Fachkräfte ihre Karriere starten, ohne sich mit diesen Faktoren auseinandergesetzt zu haben. Weder in der Berufsausbildung noch im Studium würden diesbezüglich ausreichende Qualifikationen erworben. Auch Thilo Göbel hielt es lange Zeit für überflüssig, sich mit Themen wie "Führungsstil" oder "Selbstreflexion" zu beschäftigen. Ein Buch mit dem Titel "Das erste Mal Chef", das ihm seine Lebensgefährtin vor dem Jobantritt geschenkt hatte, landete ungelesen in der Ecke. Heute weiß es der junge Akademiker besser. Seit einem Jahr leitet Thilo Göbel wieder eine Abteilung. Doch diesmal unter anderen Vorzeichen: Diesmal motiviert und fördert er seine Mitarbeiter, schlichtet Konflikte und delegiert mit Überlegung. Er strahlt Autorität aus und bleibt trotzdem für jeden Kollegen ansprechbar. Alle hierfür notwendigen Fähigkeiten hat sich der Diplom-Physiker mit professioneller Hilfe bewusst angeeignet. Denn ihm ist klar geworden, dass Führungskompetenzen für einen erfolgreichen Chef entscheidender sind als das reine Fachwissen – egal ob es sich um eine Kaufhausfiliale oder ein Forschungslabor handelt.
Für angehende Führungskräfte veranstaltet das Büro für Berufsstrategie Hesse/Schrader das Seminar "Zum ersten Mal Chef - Führen will gelernt sein". Das zweitägige Seminar richtet sich an alle, die ihre erste Position als Vorgesetzter antreten oder ihre Führungskompetenzen weiter ausbauen wollen.
Ariana Mirza Büro für Berufsstrategie
05.04.2017: Willkommenskultur
28.06.2016: Neuer Job als Führungskraft – welche Fähigkeiten sind erforderlich?
30.08.2014: Wissen richtig sichern:
20.12.2012: Die ersten Wochen als neuer Chef
23.01.2012: Vertrauen ist gut
02.08.2010: Gleichstellung, quo vadis?
30.07.2010: Brain Drain in Deutschland gering
02.07.2010: Business Schools bald mit Ethik-Unterricht?
10.03.2009: Führung
24.04.2008: Motivation in schwierigen Zeiten
24.08.2007: Der erste Führungsjob
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29.07.2019
Ihr Weg in die Selbstständigkeit
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