Haben Sie schon gehört? Der Müller aus der Buchhaltung ist wieder Single. Und Frau Meier wurde zum Chef zitiert. Bestimmt wegen ihrer schlechten Präsentation am Freitag. So lange Menschen zusammen arbeiten, so lange wird auch schon getratscht. Dabei werden Klatsch und Tratsch gesellschaftlich eher negativ bewertet. Im Grunde steht die Verbreitung von Gerüchten im starken Gegensatz zu unseren Moralvorstellungen und dem Streben nach Wahrheit, so Jürgen Hesse, Diplom-Psychologe und Gründer des Büros für Berufsstrategie. Schließlich handelt es sich dabei meist um reine Vermutungen, deren Glaubwürdigkeit sich erst noch herausstellen muss.
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Warum wird denn eigentlich getratscht? Ein Gerücht ist sozusagen Futter für die Seele, erklärt Hesse. Für Menschen, die mit ihrer eigenen Situation, ob im Job oder privat, unzufrieden sind, ist Lästern oft ein Ventil, um angestauten Ärger und Frust loszuwerden. Verschiedene Studien haben sich ebenfalls mit dem Phänomen Tratsch und seinen Funktionen beschäftigt. So fanden Forscher vom Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie heraus, dass Klatsch und Tratsch für die Erlangung und Verbreitung sozialer Informationen eine wichtige Rolle spielt. Die Meinungen, die über eine Person verbreitet werden, haben einen starken Einfluss darauf, wie wir uns ihr gegenüber verhalten. Gerade, wenn vorhandene Erwartungshaltungen (Ängste, Hoffnungen, etc.) bestätigt werden, fallen Spekulationen und Munkeleien auf sehr nahrhaften Boden und bieten eine gewisse Handlungsorientierung. Es hat sich herausgestellt, dass unser Verhalten selbst dann beeinflusst wird, wenn unsere Erfahrung das genaue Gegenteil des Geschwätzes darstellt.
Klatsch und Tratsch sind darüber hinaus eine Form der sozialen Kontrolle. Um nicht selber zum Lästerobjekt zu werden, versuchen alle Gruppenmitglieder sich den Werten und Normen eben dieser Gruppe anzupassen und kontrollieren sich somit gegenseitig. Das nützt auch der Teambildung - egal ob im kleinen oder im großen Kreis. Tratschereien schaffen eine Dreiecksbeziehung - zwischen dem Sender, dem Empfänger und dem Objekt, also der abwesenden Person, meint Hesse. Wenn ich meinem Gegenüber eine vertrauliche Information über einen Dritten zukommen lasse, stelle ich eine Verbindung zu ihm her und teste gleichzeitig unser Verhältnis zueinander aus. Geht der andere nicht wirklich darauf ein, kann ich ihn als Verbündeten quasi abschreiben.
Der Klatsch über die Kollegen, egal ob beruflicher oder privater Natur, ist schon spannend. Noch interessanter wird es aber, wenn der Vorgesetzte zur Zielscheibe wird. Die Regenbogenpresse lebt von diesem hierarchisch nach oben gerichtetem Interesse - je einflussreicher oder berühmter ein Mensch ist, desto mehr private und sogar intime Details möchten wir über ihn erfahren. Ob die Putzfrau unseres Büros hingegen über beide Ohren verschuldet ist, kümmert niemanden, so Hesse. Warum das so ist, darüber ist sich die Forschung noch uneinig. Bisherige Studien berichten, dass der Einblick in die Probleme und Spannungen von Leitpersönlichkeiten von größerer Wichtigkeit für die einzelnen Mitglieder und die Gruppe im Ganzen zu sein scheint. Daher werden diese von allen genau registriert.
Alles in allem kann man also sagen: Klatsch und Tratsch sind ausgesprochen menschlich und können durchaus nützlich sein. Dennoch sollte man seinem Bedürfnis nach Sensationslust nicht uneingeschränkt nachgeben, denn die Verbreitung von Gerüchten kann sich ganz schnell zu einer Form des Mobbings ausweiten und unter Umständen verheerende Folgen nach sich ziehen - für "Opfer" und "Täter" gleichermaßen. Jürgen Hesse rät: Ziehen Sie rechtzeitig die Bremse und steigen Sie aus dem Lästerkreis Ihrer Kollegen aus. Wie gehen Sie aber damit um, wenn im Büro jemand auf Sie zukommt, um Ihnen pikante Details über einen Dritten mitzuteilen? Dazu kommen hier einige Tipps des Karriereexperten:
Zunächst einmal sollten Sie sich dem Tratsch nicht vollkommen verschließen, denn damit geht Ihnen eventuell ein Informationsvorsprung verloren. Vielleicht ist ja doch etwas dran an dem Gerede darüber, dass Stellen abgebaut werden. Und das könnte schließlich auch entscheidende Konsequenzen für Sie haben. Begegnen Sie dem Übermittler der Nachricht also freundlich, aber verstärken Sie ihn nicht noch positiv, beispielsweise mit einem Satz wie: Sagen Sie bloß! Das ist ja interessant! - besonders nicht, wenn es sich um Dinge handelt, die Sie im Grunde nichts angehen. Beteiligen Sie sich auch nicht an der Weiterverbreitung. Gerüchte werden häufig dadurch verstärkt, dass jeder dem Gehörten noch etwas Eigenes hinzufügt - ein gefährlicher Schneeballeffekt! Bleiben Sie insgesamt eher neutral-passiv, halten Sie sich mit Ihrer Meinung zurück und teilen Sie ruhig Ihren Zweifel an dem Gesagten mit. Auch die Äußerung von Mitgefühl für die betroffene Person lässt Tratschtanten bisweilen verstummen.
Wenn die vornehme Zurückhaltung auch manchmal etwas schwer fällt - schließlich ist Lästern ja auch sehr unterhaltend - führen Sie sich vor Augen, dass man eines Tages vielleicht auch so über Sie sprechen könnte! Klatschmäuler wollen sich oft nur aufspielen und interessant machen. Das sollten Sie nicht unterstützen. Begegnen Sie diesen Gerüchte-Vermittlern in jedem Fall mit Vorsicht. Und noch ein Tipp an Führungskräfte: Lassen Sie es gar nicht erst zu Gerüchten in der Firma kommen, sondern versorgen Sie Ihre Mitarbeiter mit allen nötigen Informationen. Der ehemalige Vorstandsvorsitzender der Flughafen Frankfurt AG brachte es auf den Punkt: Die Information tötet das Gerücht. Doch ist keine "wahre" Information vorhanden, wird nach Lust und Laune weiter getuschelt, gemutmaßt, gemunkelt und gelästert werden.
Die fünf No-Gos des Klatsch und Tratsch
Klatsch und Tratsch können wissenschaftlichen Studien zufolge die Teambildung fördern, aber das geht auch besser. Das Büro für Berufsstrategie bietet zu diesem Thema gleich zwei Seminare an. Das Training Teams entwickeln richtet sich an Führungskräfte, die vor der Aufgabe stehen ein gut funktionierendes Team aufzubauen. Im Seminar Teamfähigkeit lernen die Teilnehmer, verschiedene Arbeitsstile und Teamrollen kennen, erfahren, welche Aufgaben und Herausforderungen am besten zu ihnen passen, wie sie Missverständnisse erst gar nicht aufkommen lassen und auftretende Konflikte im Team erfolgreich lösen.
Alexandra Jabs
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