Kaum hat das Jahr angefangen, da ist die Arbeitsmotivation bei Rolf P.* schon wieder ganz weit unten. Dabei hatte er gehofft, nach dem beruflich sehr anstrengenden vergangenen Jahr sich über die Weihnachtspause wieder gut zu erholen und mit neuem Elan ins Jahr 2012 starten zu können. Doch die Arbeitsbelastung ist leider nicht weniger geworden, sein Nervenkostüm dafür immer dünner. Vor lauter Anspannung kann er schon wieder nicht schlafen; überhaupt fühlt er sich körperlich alles andere als fit. Droht ihm, dem gestanden Geschäftsmann, etwa der Burnout? Auch seine Frau ist sehr besorgt und schlägt ihm vor, doch einmal eine längere Auszeit zu nehmen. Aber wie soll das gehen? Sabbatical oder auf Deutsch Sabbatjahr heißt hier die Lösung!
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Der Begriff stammt aus der heiligen Schrift der Juden. In der Tora steht, dass alle sieben Jahre der Ackerbau ausgesetzt werden soll, damit sich der Boden wieder erholen kann. In die Neuzeit wurde das Sabbatjahr durch amerikanische Universitätsprofessoren eingeführt, die sich eine Zeit lang ausschließlich Forschungszwecken zuwenden wollten. Grundlage eines Sabbaticals in Deutschland ist das Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG), durch das Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit flexibel gestalten dürfen. Ein gesetzlicher Anspruch darauf besteht jedoch nicht, selbst wenn die formalen Voraussetzungen (Betriebsgröße von mehr als 15 Mitarbeitern; bisherige Beschäftigungsdauer von mehr als sechs Monaten) stimmen.
Trotzdem verwundert es, dass nur drei bis vier Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland sich eine Auszeit gönnen, denn laut einer Forsa-Umfrage verspüren immerhin knapp 40 Prozent von ihnen den Wunsch, sich für ein paar Monate freistellen zu lassen. Viele befürchten vermutlich, dadurch ihrem Chef eine zu geringe Motivation zu signalisieren. Oder durch die Pause das Risiko eines Karriererückschritts einzugehen.
Doch so mancher Arbeitgeber sieht das ganz anders und unterstützt den befristeten Ausstieg mittels Sabbatical sogar mit firmeninternen Programmen. Denn so eine Phase der Erholung ist nicht nur förderlich für die Gesundheit, sondern auch für die Entwicklung der Persönlichkeit oder für die Ausweitung des Fachwissens, falls in der Zeit eine Weiterbildung geplant ist. Das Unternehmen erhält langfristig gesehen oft höher qualifizierte, in jedem Fall aber erholte und höchst motivierte Mitarbeiter zurück, die sich dem Unternehmen vermutlich noch verbundener fühlen. Gerade in Krisenzeiten oder bei geringer Auftragslage spart das Unternehmen auf diese Weise zusätzlich Kosten ohne gleich eine Entlassungswelle lostreten zu müssen.
Dennoch – wer sich für das Sabbatical entscheidet, sollte in jedem Fall, den Zeitpunkt und das Motiv vor dem Chef und – noch wichtiger: auch vor sich selbst – gut begründen können. Günstige Zeitpunkte sind beispielsweise Umstrukturierungen, Projektabschlüsse, Abteilungswechsel oder wenn Sie ohnehin einen Jobwechsel anstreben. So wie Rolf P.: Nach reiflicher Überlegung ist er zu dem Schluss gekommen, dass er sich in einer beruflichen Sackgasse befindet und nun das Abenteuer Auslandsaufhalt angehen möchte. Doch bevor es soweit ist, gibt es noch einige Dinge zu beachten und zu klären.
Ziel: Ob Reisen, Weiterbildung, Studium oder Neubesinnung – Gründe für die Auszeit gibt es viele. Welchen Grund haben Sie? Planen Sie genau, wofür Sie sie verwenden wollen und setzen Sie sich konkrete Ziele. Sonst laufen Sie Gefahr, Ihre Zeit unnötig zu verschwenden. Setzen Sie sich auch einen Zeitrahmen für Ihr Vorhaben. Länger als 12 Monate sollte nach Meinung von Karriereexperte Jürgen Hesse vom Büro für Berufsstrategie Ihr Sabbatical jedoch nicht dauern, wenn Sie beruflich nicht den Anschluss verlieren wollen.
Modell: Im Grunde gibt es drei Möglichkeiten, ein Sabbatical umzusetzen: a) Sie sammeln über einen längeren Zeitraum Überstunden und/oder Urlaubstage auf einem Arbeitszeitkonto an und lassen diese sich später als Freizeit auszahlen; b) Sie verzichten über einige Zeit auf einen Teil des Gehalts und erhalten dafür während Ihres Sabbaticals eine Lohnfortzahlung; c) Sie nehmen unbezahlten Urlaub. Für welches Modell Sie sich entscheiden, hängt sicherlich auch von den Leitlinien des jeweiligen Unternehmens ab und kann nur in Absprache mit Ihrem Vorgesetzten geklärt werden. Am besten Sie informieren sich über Ihre Möglichkeiten noch bevor Sie das Gespräch mit ihm suchen.
Versicherung: Der Vorteil der oben genannten Varianten a und b liegt darin, dass Ihr Arbeitgeber auch während des Sabbaticals die Sozialversicherungsbeiträge bezahlt – vorausgesetzt, Sie haben die Freistellung schriftlich vereinbart. Bei Variante c sind Sie nur in den ersten vier Wochen des Urlaubs sozialversichert. Wer einen längeren Auslandsaufenthalt plant, sollte außerdem eine Langzeitreisekrankenversicherung abschließen – so ist im Falle eines Falles auch der Krankentransport gesichert.
Verhandlungsgespräch: Teilen Sie Ihre Absicht Ihren Vorgesetzten frühzeitig mit (etwa anderthalb Jahre vorher) und verdeutlichen Sie ihnen, inwieweit das Unternehmen von Ihrer Auszeit profitieren kann, z.B. durch internationale Kontakte, den Erwerb einer neuen Fremdsprache oder anderen weiterführenden Qualifikationen.
Vertretung: Es wirft ein gutes Bild auf Sie, wenn Sie in dem Gespräch schon konkrete Vorschläge für die Vertretung während Ihrer Abwesenheit machen. Denn das beweist, dass Sie trotz der Verfolgung Ihrer eigenen Ziele auch das Wohl des Unternehmens im Blick behalten.
Vertrag: Halten Sie alle Vereinbarungen unbedingt schriftlich fest. Ihr Sabbatical-Vertrag sollte alle Rahmenbedingungen (Dauer, evtl. Vergütung, Regelungen zu Versicherungen, betrieblicher Altersvorsorge, Kündigungsschutz etc.) beinhalten. Außerdem ist es sinnvoll, darin auch den Wiedereinstieg nach dem Sabbatical klar zu regeln, insbesondere Ihre Aufgabe und Position nach der Rückkehr oder mögliche Abfindungsvereinbarungen, falls Ihre Stelle neu besetzt wurde.
Übergabe: Bereiten Sie einen reibungslosen Wechsel vor, damit Sie Ihre Kollegen und Ihren Chef während Ihrer Abwesenheit nicht unnötig belasten. Setzen Sie auch Ihre wichtigsten Kunden von Ihrer Auszeit in Kenntnis.
Rolf P. hat inzwischen alles geklärt, organisiert und kann kaum erwarten, dass es losgeht. Er erhofft sich von seinem Sabbatical vor allem, neue Einsichten zu erlangen und mit vielen Ideen für seine berufliche Zukunft zurückzukommen. Ihm und allen anderen Auszeit-Nehmern wünschen wir für ihre persönlichen Projekte viel Glück und Erfolg. Gerne beraten und begleiten wir Sie auch vor, während und nach Ihrem Vorhaben.
*Name von der Redaktion geändert
Alexandra Jabs Büro für Berufsstrategie
19.03.2013: Burnout vermeiden – Fehlzeiten reduzieren
17.12.2012: Was sind typische Symptome für Burnout?
19.01.2012: Sabbatical – Gesundheitsprävention oder Karrierekiller?
12.04.2011: Angst im Job
10.02.2011: Arbeit macht krank
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