Geruhsame Zeit. Fehlanzeige! Von der besinnlichen Vorweihnachtszeit bekommt ein Großteil von uns recht wenig mit. Im Gegenteil. Die Wochen vor Weihnachten sind für viele eine Herausforderung und für die meisten mit enormen Stress verbunden ... beruflich wie privat. Im Job müssen noch auf die Schnelle Aufträge erledigt werden, wichtige Kunden kontaktiert werden, Weihnachtskarten geschrieben werden oder noch offene Projekte zum Abschluss gebracht werden. Da steht die betriebliche Weihnachtsfeier vor der Tür, die einem manchem so gar nicht behagt. Auch soziale und private Verpflichtungen häufen sich gegen Jahresende gerne zu wahren Termin-Marathons mit Jahresversammlungen im Verein, Adventscafés mit Freunden, Weihnachtsmarktbesuchen mit Kollegen, Geschenk-Suche, Charity-Einladungen, Familienfeiern und ähnlichem mehr. Bei manchem dräut das Fest an sich mit seinen vielen zwischenmenschlichen und psychologischen Untiefen schwer im Magen. Doch was tun? Wie schaffen es Berufstätige, nicht total gestresst in die Weihnachtstage zu gehen, um dort völlig entnervt Streit mit den Schwiegereltern zu provozieren und dann entkräftet ins neue Jahr zu starten?
Wer schon jetzt merkt, dass seine Nerven dünner werden, dass die so genannte Frustrationstoleranz sinkt, sollte frühzeitig gegensteuern und nicht warten, bis das Fass überläuft. Und der erste Schritt zur Lösung ist Selbsterkenntnis. Es ist wichtig, dass Sie selbst erkennen, dass Sie schlecht drauf sind, betont Jürgen Hesse, geschäftsführender Diplom-Psychologe im Büro für Berufsstrategie. Denn nur wer sich seiner eigenen Stimmung bewusst ist, kann Fehler im Umgang mit sich selbst und anderen vermeiden. Dann besteht auch schon viel weniger die Gefahr, dass sich Berufstätige im Job zusätzliche Probleme schaffen, weil sie zum Beispiel Kunden oder ihren Chef anraunzen oder es sich sogar mit ihren Kollegen verderben.
Im beruflichen wie privaten Umfeld sollte also niemand als Punchingball benutzt werden, betont Hesse. Er rät, sich gerade an Tagen, an denen der Stress- und Frustpegel steigt, selbst zu fragen: Würde ich mich über ein bestimmtes Verhalten genauso aufregen, wenn ich entspannt wäre oder Aussicht auf eine entspannte Zeit hätte? Gerade in der Vorweihnachtszeit sollten Dauer-Gestresste strenger mit sich sein und Selbstdisziplin üben, um anderen gegenüber nicht unfair zu werden. Denn Konflikte zu vermeiden ist besser, als sich für unangemessenes Verhalten entschuldigen zu müssen. Für Stressgeplagte, denen die Nerven blank liegen gar nicht so einfach...
Genauso wichtig ist es natürlich auch herauszufinden, woher die Unzufriedenheit kommt. Vernachlässige ich vor lauter Jahresendstress oder Festvorbereitungsmarathon meine bewährten Entspannungsrituale? Treibe ich weniger Sport? Kommt mein soziales Leben zu kurz, weil ich bis einen Tag vor Weihnachten noch beruflich unter Strom stehe? Oder sitzt mir einfach die Angst im Nacken, dass das kommende Weihnachtsfest wieder so eine familiäre Katastrophe wird wie das letzte? Hesse: Finden Sie heraus, woher Ihr Ärger und Ihre Gereiztheit kommt!
Damit Ihre Gereiztheit erst gar nicht die Macht über Ihr Handeln gewinnt, rät Hesse, sich erfreuliche Erlebnisse zu verschaffen. Statt sich über andere zu ärgern, weil diese Sie nicht mit positivem Feedback überhäufen, könnten Sie selbst freundliche Signale an Ihre Umwelt senden: Nehmen Sie sich zum Beispiel ganz bewusst vor, jemanden aus Ihrem beruflichen Umfeld zu loben. Wer das tut, erhöht die Chance, dass auch andere auf ihn positiv zukommen und er so jenes Feedback erhält, das er an dunklen Tagen besonders braucht.
Doch nicht nur im zwischenmenschlichen Bereich können Berufstätige dafür sorgen, dass ihre Ausgeglichenheit wieder zurückkehrt und der Stress nachlässt. So ist es gerade in sehr belastenden Zeiten besonders wichtig, zur Ruhe zu kommen. Denn der Körper ist auf Entspannung angewiesen. Bekommt er seine wohlverdiente Ruhe nicht, reagiert er oft mit Schlappheit und Befindlichkeitsstörungen. Deshalb sollten gerade Gestresste nicht ihre Freizeitaktivitäten vernachlässigen. Verabredungen mit Freunden, aber auch Kneipen- oder Kinobesuche sind ein probates Mittel, um abzuschalten. Wer Sport treibt, sollte damit natürlich weitermachen, denn auch das hilft beim Stressabbau.
Auch Sportmuffeln hilft übrigens Bewegung. Dafür brauchen Sie weder superteure Laufschuhe noch Nordic Walking-Stöcke. Auch ein ausgedehnter Spaziergang tut gut. Wie wäre es damit in der Mittagspause? Oder mit einer kleinen Unterbrechung der Arbeit durch bewusstes Aufstehen, den Gang ans Fenster oder bewusstes Atmen?
Auch klassischen Entspannungsmethoden wie etwa die Progressive Muskelentspannung oder das Autogene Training können helfen. Allerdings wissen Psychologen, dass diese Methoden einige Übung erfordern. Es ist ratsam, sie etwa in Volkshochschulkursen zu erlernen.
Wer gestresst ist, wird sich allerdings wohl eher selten noch einen Kurs ans Bein binden und damit einen weiteren Termin organisieren, den es dann "abzuarbeiten" gilt. Aber auch für diese Menschen gibt es Hilfe. So kennt Jürgen Hesse kleine Helferlein, die Entspannung bringen, den Wohlfühlfaktor steigern und positiv stimulieren. Zum Beispiel ein guter Duft. Legen Sie doch Ihr Lieblingsparfum auf. Ziehen Sie sich etwas an, was Sie besonders gerne mögen. Gönnen Sie sich noch vor Arbeitsbeginn einen Latte Macchiato. Trinken Sie ihn doch dort, wo es nach frisch gemahlenem Kaffee und ofenfrischem Gebäck duftet. So beginnt der Tag gleich etwas freundlicher.
Vielleicht hilft Ihnen ja auch die Aussicht auf etwas Gutes, das Sie sich am Ende des Arbeitstages gönnen wie das Wannenbad mit ätherischen Düften. Auch die Aussicht auf etwas Leckeres kann helfen: Etwa der Kauf einer Luxusschokolade oder die Entscheidung, abends nicht die Tiefkühlpizza in den Ofen zu schieben, sondern essen zu gehen. Natürlich ist das ständige Trösten der Seele mit Hilfe zahlreicher Kalorien nicht das Non-Plus-Ultra. Aber in der Stressphase jede Kalorie zu zählen kann zusätzlich frustrieren.
Auch kleine Veränderungen am Arbeitsplatz können wirken. Sie nervt ein Stapel von Papieren, bei denen Sie nicht wissen, was sich dahinter verbirgt? Gehen Sie das Problem zeitnah an! Vielleicht ist es gerade diese Aktion, die Sie entspannter weiter arbeiten lässt.
Vor einem warnt Jürgen Hesse übrigens ausdrücklich: Kollegen oder gar den Chef vorschnell von Ihrer Angespanntheit zu erzählen: Dann kann es Ihnen passieren, dass Sie als ein Kollege abgestempelt werden, der mit Stress und Belastungen nicht umgehen kann. Ein solches Image schadet und deswegen sollten Sie es tunlichst vermeiden.
Sandra Peters Büro für Berufsstrategie
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