Das stressige Examen hinter sich und einen guten Hochschulabschluss in der Tasche: Eigentlich stehen die Zeichen gut für einen erfolgreichen Berufseinstieg ... wenn da nicht die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise wäre. Seit Monaten beherrschen die schlechten Nachrichten die Medien. Für viele Absolventen keine einfache Zeit, um ins Berufsleben zu starten.
Diese Erfahrung hat auch der Diplom-Medienwissenschaftler Jan Steinke machen müssen. Er hat im Mai sein Studium abgeschlossen und will jetzt in den Bereich Marketing einsteigen: "In diesem Jahr gibt es nur halb so viele Stellenausschreibungen wie um die gleiche Zeit im letzten Jahr. Gerade die Ausschreibungen auf den Online-Plattformen sind stark zurückgegangen", berichtet Steinke. Außerdem richte sich die Mehrzahl der Ausschreibungen an Berufserfahrene. Trainees und Junior Manager werden dagegen selten gesucht.
Auch der Blick auf die aktuellen Arbeitsmarktzahlen und Studien lässt das Herz von Absolventen nicht höher schlagen. So waren im Juli des vergangenen Jahres 362.651 Personen unter 25 Jahren arbeitslos, in diesem Juli waren es bereits 429.107 junge Menschen. Eine Studie der Unternehmensberatung Towers Perrin kommt außerdem zu dem Schluss, dass die Krise europaweit die Einstiegsgehälter drücke. Die Studie verglich zwischen November 2008 und April 2009 die Vergütung von Berufsanfängern in sechs europäischen Ländern. Sie stellte dabei fest, dass über Länder und Branchen hinweg die durchschnittliche Gesamtvergütung um 3,6 Prozent gesunken ist. Bei all den schlechten Nachrichten fragen sich Absolventen: Was kann ich tun? Wo habe ich die größten Chancen? Gibt es Alternativen? Jürgen Hesse, geschäftsführender Diplom-Psychologe im Büro für Berufsstrategie Hesse/Schrader, beruhigt: "Wichtig ist, dass sich Berufseinsteiger jetzt nicht durch die schlechten Nachrichten verrückt machen lassen und die Nerven verlieren. Denn Angst ist meist kein guter Ratgeber ... das gilt in normalen Zeiten, aber erst recht auch in Krisenzeiten." So sei es falsch, aus purem Aktionismus heraus schnell irgendein unbezahltes Praktikum anzunehmen, nur um nicht mehr arbeitslos zu sein.
Auch für Jan Steinke kommt ein Praktikum nach dem Hochschulabschluss nicht in Frage: "Ich möchte jetzt umsetzen, was ich gelernt habe. Es ist für mich an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen und längerfristig an Projekten zu arbeiten." Aber genau das sei bei einem Praktikum nicht möglich. Ein Praktikum ist für Hesse erst dann eine bedenkenswerte Alternative, wenn die Absolventen schon längere Zeit arbeitslos waren. Im Einzelfall kann ein Praktikum sinnvoll sein, wenn es etwa mit einer sinnvollen Qualifizierung verbunden ist. Ein Auslandspraktikum hat zum Beispiel den Vorteil, dass der Praktikant seine Fremdsprachenkenntnisse ausbauen kann. "Das ist bei einer späteren Bewerbung um eine Festanstellung ein Pluspunkt."
Hesse empfiehlt den Absolventen, ihr Bewerbungsverhalten an den aktuellen Arbeitsmarkt anzupassen. "Denken Sie in Alternativen. Wer zum Beispiel im Marketingbereich kein Erfolg hat, sollte es einmal im Vertrieb versuchen, da werden immer gute Mitarbeiter gesucht." Steinkes Kommilitonen sind genau mit dieser Strategie bereits erfolgreich gewesen. "Ich selbst versuche es erst einmal im Marketing, weil das meiner Spezialisierung entspricht", erklärt er. Klappt das nicht, will auch er über Alternativen nachdenken.
Übrigens rät Hesse Hochschulabsolventen auch in einem anderen Punkt zu alternativem Denken: "Immer wieder beschränken sich Berufseinsteiger auf bekannte Firmen und vergessen dabei, sich auch bei mittelständischen Betrieben zu bewerben. Die können häufig ihre offenen Stellen gar nicht besetzen, weil Sie zu wenig oder die nicht passenden Bewerber haben". Einen weiteren Tipp von Jürgen Hesse hat Jan Steinke bereits beherzigt: Der Karriereberater empfiehlt, sich nicht nur um eine Festanstellung zu bemühen, sondern auch eine mögliche Projektarbeit ins Auge zu fassen.
Denn die Aussichten auf eine feste Arbeitsstelle sind durch die Krise nicht besser geworden. Eine im Jahr 2009 durchgeführte Studie der Hochschule Furtwangen und der Promerit AG kam zu dem Ergebnis, dass 70 Prozent der Unternehmen zwar trotz Rezession weiterhin einstellen, dabei allerdings restriktiv vorgehen. So fokussieren sie ihr Recruiting derzeit auf strategisch wichtige Unternehmensbereiche. Recruitiert wird übrigens vermehrt über persönliche Netzwerke und das Internet. Auf kostenintensive Recruitingmaßnahmen wie etwa Karrieremessen und Anzeigen in den Printmedien verzichten die Unternehmen derzeit häufiger. So wurden die Anzeigen um 50 Prozent reduziert.
Vor diesem Hintergrund sieht auch Hesse in einem aktiven Networking eine gute Möglichkeit, an einen Job zu kommen. "Durch Empfehlungen aus dem Bekannten- und Freundeskreis erhalten Jobsuchende häufig Hinweise auf offene Stellen oder die Möglichkeit, in Projekten mitzuarbeiten." Wer schon ein paar Monate ohne Aussicht auf Erfolg eine Stelle gesucht hat, könnte sich auch überlegen, ob ihn eine Weiterbildung seinen beruflichen Zielen weiterbringt, erklärt Hesse. Für junge Bachelorabsolventen kann das zum Beispiel ein Masterstudium sein. Eine Promotion dagegen sei problematisch, weil sie wesentlich mehr Zeit in Anspruch nehme. Was im Einzelfall die richtige Strategie ist, um die Zeit zwischen Studienabschluss und Berufseinstieg sinnvoll zu nutzen, ist sehr unterschiedlich. Immer sollten aber die eigenen Kompetenzen genutzt oder ausgebaut werden.
Patrick Steidle Büro für Berufsstrategie
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